Oryx & Crake by Atwood Margaret

Oryx & Crake by Atwood Margaret

Autor:Atwood, Margaret [Margaret, Atwood,]
Die sprache: eng
Format: epub
veröffentlicht: 2011-12-27T18:06:21+00:00


Jimmy machte sich wenig Illusionen. Er wusste, welche Optionen ihm offen standen, wenn er mit seinem lächerlichen Abschluss auf der anderen Seite der Problematiken wieder herauskam. Werbung war noch das Beste – dann würde er die kalte, harte, reale Zahlenwelt mit seidigen 2D-Wortschwallen ausschmücken. Je nachdem, wie gut er in seinen Problematikkursen abschnitt – Angewandte Logik, Angewandte Rhetorik, Medizinische Ethik und Terminologie, Angewandte Semantik, Relativistik und Fortgeschrittene Missdeutung, Komparative Kulturpsychologie und den übrigen –, hätte er die Wahl zwischen gut bezahlter Schaufensterdekoration für ein Großunternehmen oder billigem Zeug für eines an der Grenze des Zumutbaren. Sein künftiges Leben erstreckte sich vor ihm wie eine Verbannung; keine Gefängnisstrafe, sondern ein ausführlich begründetes Exil, wie er in den Bars und Pubs auf dem Campus während der Happy-Hour-Aufrisszeit bald zu witzeln pflegte. Er konnte nicht behaupten, dass er sich darauf freute, auf diesen Rest-seines-Lebens.

Trotzdem vergrub er sich in Martha Graham wie in einem Schützengraben. Er teilte sich eine Wohnheimsuite – ein kleines Zimmer auf jeder Seite, ein von Silberfischchen heimgesuchtes Bad in der Mitte – mit einer fundamentalistischen Veganerin namens Bernice.

Sie band ihre strähnigen Haare mit einem hölzernen Tukan zu einem Pferdeschwanz zusammen und besaß eine große Kollektion von Gottesgärtner-T-Shirts, die wegen der Abneigung ihrer Trägerin gegen chemische Produkte wie Deodorants selbst dann stanken, wenn sie frisch aus der Wäsche kamen.

Wie sehr sie sein fleischfresserisches Verhalten missbilligte, teilte Bernice ihm mit, indem sie seine Ledersandalen entführte und draußen auf dem Gelände einäscherte. Als er protestierte, sie seien überhaupt nicht aus echtem Leder gewesen, sagte sie, sie hätten sich aber als solche ausgegeben und insofern ihr Schicksal verdient. Nachdem er ein paar Mädchen auf seinem Zimmer gehabt hatte – was Bernice nichts anging, zumal sie bis auf ein gelegentliches pharmazeutisch herbeigeführtes Kichern und eine Menge verständliches Stöhnen ziemlich leise gewesen waren –, hatte sie ihre Meinung zu einvernehmlichem Sex damit kundgetan, dass sie draußen vor dem Gebäude aus Jimmys Jockey-Unterhosen ein Freudenfeuer gemacht hatte.

Er beschwerte sich beim Studentenservice, und nach mehreren Anläufen – der Studentenservice von Martha Graham war notorisch schlecht gelaunt, was kein Wunder war, denn er war mit ausgebrannten TV-Serien-Darstellern besetzt, die der Welt ihren Absturz vom Sockel marginalen Ruhmes nicht verzeihen konnten – durfte er in ein Einzelzimmer umziehen. (Erst meine Sandalen, dann meine Unterwäsche. Als Nächstes hin ich selber dran. Die Frau ist eine Pyromanin, wenn ich das wiederholen darf, sie hat eine massive Wahrnehmungsstörung. Wollen Sie den konkreten Beweis ihres Unterwäsche-Autodafés sehen? Bitte sehr, schauen Sie in diesen winzigen Umschlag. Würden Sie gern die Verantwortung übernehmen, wenn Sie demnächst mich selbst in einer Urne sehen, Asche, Knochenreste, ein paar Zähne dazwischen? He, ich hin hier der Student, und Sie sind der Service. Hier steht es, groß und breit auf dem Briefkopf, sehen Sie? Übrigens habe ich das alles dem Präsidenten gemailt.)

(So hatte er es natürlich nicht gesagt. So dumm war er nicht. Er lächelte, präsentierte sich als vernünftiges menschliches Wesen, gewann ihre Sympathie.)

Danach, als er sein neues Zimmer hatte, ging es ihm ein bisschen besser. Wenigstens war er jetzt frei, ein ungehindertes Sozialleben zu pflegen.



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